Am 15.09.2023 fand der erste Parking Day in Solingen statt. Da, wo sonst reihenweise ruhender Verkehr das Straßenbild prägt, konnten Besucher*innen der Händelstraße Pflanzen, Bänke, Bilder und reich gedeckte Tafeln sehen. Seit 2005 lädt der Parking Day international Menschen dazu ein, sich den stetig erweiterten Parkraum zurückzuerobern und die tote Betonlandschaft zu reurbanisieren. München und andere große Städte machen es seit Jahren vor. So ergriffen Bürger*innen um den Verein OLX35 die Gelegenheit und sammelten Unterschriften, um dieses Jahr den ersten Solinger Parking Day zu erproben, im September durchzuführen und hoffentlich zukünftig zu etablieren!
Die Solinger*innen kamen so nicht nur in den einmaligen Genuss ganz nach der Manier anderer Staaten, das Leben auf der Straße mit Gesprächen und Gemütlichkeit zu füllen, sondern sie rüttelten auch auf und sorgten für Begegnungs- und Diskussionsraum rund um das Thema (Re-)Urbanisierung. Muss es sein, dass jede Person im Haushalt ein Auto hat? Hat es nicht auch Vorteile, weniger Autos zu besitzen und damit auch Freiraum für lebendige Flächen voller Spaß, Ruhe oder Genuss zu schaffen?
Der Parking Day findet international in der Regel am dritten Freitag im September statt.
Die Idee hinter dem Parking Day ist mindestens so einfach, wie sie für Diskussionsstoff sorgt: Parkraum wird immer mehr, Parkbuchten werden immer größer und Autos nehmen immer mehr Raum ein. Raum, der danach zu grauer, toter Fläche wird, auf denen Autos im Schnitt 23 Stunden ruhen. Statt Lebensraum: Parkraum! Ist das wirklich, was wir wollen? Autos sind ohne Frage eine großartige Erfindung. Sie sind schnell, flexibel und man kann nahezu unbegrenzt Orte auf der ganzen Welt mit ihnen erreichen. Doch sollten wir sie deswegen unentwegt nutzen und vor allem überall herumstehen haben? Denn ein Auto ist nur dann nützlich, wenn es fährt. Wenn es steht, nimmt es Raum ein und das nicht zu knapp.
Allein in der West-EU (EU-15) soll es laut „Zukunft Mobilität“ rund 300 Millionen öffentliche Parkplätze geben. In der gesamten EU (EU-29) leben laut Statistischem Bundesamt 447 Millionen Menschen. Es steht damit weit mehr als jedem zweiten Menschen, also auch jedem zweiten Kind und jedem zweiten Menschen über 90 Jahren ein Parkplatz zur Verfügung. Das ist Platz, an dem keine Kinder spielen, an dem kein Kaffee getrunken wird, an dem kein Baum wächst und an dem keine Gespräche geführt werden. Und genau das will die Initiative Parking Day aufzeigen.
Nur 23 Prozent der Kosten für Parkraum werden durch Gebühren gedeckt. Die restlichen Kosten werden von allen Bürger*innen getragen.
Neun von zehn Deutschen wünschen sich eine Umgestaltung der Städte hin zu mehr Alternativen zum Auto.
Lasst uns also den Parkraum sinnvoll nutzen und Parken so gestalten,
dass uns noch Raum zum Leben bleibt. Lasst uns einige Parkbuchten
vielfältiger nutzen und so das Leben zurück auf die Straße bringen. Denn mit weniger Autoverkehr steigt auch die Bereitschaft, sich mehr zu Fuß und auf dem Fahrrad zu bewegen. Und das ist für die Mobilitätswende, den Klimaschutz und ein lebenswerteres urbanes Leben unabdingbar!